- Offizieller Beitrag
Alles anzeigenDie Sicherheitslage hat sich seit 2022 geändert. Das verursacht viele Probleme in den Frequenzzuteilungen. Das Militär, das ohnehin in Krisenlagen Vorrang hat, stellt inzwischen immer mehr auch permanente Ansprüche.
Der ohnehin im Zuge der digitalen Dividende bereits reduzierte UHF-Bereich, in dem heute noch terrestrisches digitales Fernsehen (DVB-T2) und Veranstaltungsmikrofone betrieben werden, sollte bereits noch weiter eingeschränkt werden. Dabei ging es um Interessen verschiedener konkurrierender Funkteilnehmer, neben dem kommerziellen Mobilfunk hatten hier auch der Sicherheitsdienste (BOS-Funk) und das Militär Interesse.
Auch dem Digitalradio DAB+ wurde dies bereits einmal zum Verhängnis: Die untersten Kanäle 5A und 5B mussten wieder freigeräumt werden und der Bundesmux auf den Kanal 5C umziehen, weil der Frequenzabstand zum BOS-Funk während Großveranstaltungen wie dem Deutschlandfest 2011, die die Sicherheitskräfte forderten, angeblich zu gering war. Doch nun wurden diese Kanäle endlich freigegeben und koordiniert, unter anderem in Kiel, Chemnitz und Mecklenburg-Vorpommern.
Eigentlich hätte man in Deutschland ja genügend DAB+-Frequenzen, seitdem das Fernsehen den VHF-Bereich verlassen hat. Doch leider ging man die Beantragung und Verteilung der Frequenzen sehr langsam an – das Interesse der Sender war anfänglich nicht sehr groß. Deswegen sind in Grenzgebieten nun viele Kanäle bereits in Nachbarländern koordiniert und hierzulande nicht mehr verfügbar. Nun wird jeder noch verbliebene Kanal dringend gebraucht, um gegenseitige Störungen zu vermeiden und den Vorteil eines Gleichwellennetzes großflächig nutzen zu können.
Und prompt soll es nun wieder die gerade endlich freigegebenen Kanäle 5A und 5B erwischen: die Bundesnetzagentur hat der Rundfunknutzung bundesweit eine Absage erteilt, weil Sicherheitsbehörden und Militär nun insgesamt mehr Frequenzen benötigen, wie Golem vermeldet.
Eine mögliche Alternative wäre der Kanal 13, der sogar insgesamt sechs statt nur vier Blöcke enthalten kann. Doch hier grenzt der militärische Flugfunk an, weswegen dieser Kanal bislang nicht zur Verfügung stand - und in der jetzigen Lage vermutlich auch nicht zur Verfügung gestellt wird, obwohl diese Frequenzen in Norwegen, Dänemark und anderen Ländern des Ostseeraums bereits genutzt werden. Womit sie allerdings für Kiel auch keine Option sein dürften.
Die im Norden geplante UKW-Abschaltung wackelt nun durch diese unerwartete Einschränkung. DAB+ selbst ist zwar nicht gefährdet, doch ohne dauerhafte Frequenzsicherheit wollen die Sender dann doch lieber ihre UKW-Frequenzen behalten, an die das Militär zumindest nach heutiger Lage nicht heran kann.
DL2MCD