DAB+ vs. Bundeswehr

    • Offizieller Beitrag
  • Moin!

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    Auch dem Digitalradio DAB+ wurde dies bereits einmal zum Verhängnis: Die untersten Kanäle 5A und 5B mussten wieder freigeräumt werden und der Bundesmux auf den Kanal 5C umziehen, weil der Frequenzabstand zum BOS-Funk während Großveranstaltungen wie dem Deutschlandfest 2011, die die Sicherheitskräfte forderten, angeblich zu gering war.

    Das kann nur ein Redakteur geschrieben haben der von den tatsächlichen Problemen ab 2011 absolut nix mitbekommen hat. Und nein, es lag mitnichten daran das die BOS-Funktechnik zu "alt" war wie es von DAB-Lobbyisten damals eingeworfen wurde. Weite Bereiche des 2m Bandes, so knapp die obere Hälfte ab spätestens 160MHz aufwärts ging mit DAB-Aufschaltung gar nix mehr.

    Neben dem Schutzabstand - das wichtigste beim entstören dieser Anlagen, kommen noch Besonderheiten der Modulation zusammen mit den übertriebenen Sendeleistungen die ein Störpotential bei DAB zeigen, der um Dimensionen alles in den Schatten stellte, was die Funktechnik jemals gesehen hat.

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    Und prompt soll es nun wieder die gerade endlich freigegebenen Kanäle 5A und 5B erwischen: die Bundesnetzagentur hat der Rundfunknutzung bundesweit eine Absage erteilt, weil Sicherheitsbehörden und Militär nun insgesamt mehr Frequenzen benötigen, wie Golem vermeldet.

    In Bezug auf 5A und 5B sind es eher die BOS die langsam verstehen das sie das 2m Band im Bereich 165-174 langfristig brauchen werden. Denn im Gegensatz zum 4m oder dem ganz alten 8m Band das es ja noch gäbe, ist das 2m BOS-Band für das es weltweit massenhaft kompatible Funkgeräte gibt um dort neue Funknetze auf zu bauen. Das ist mancherorts voll im Gange.

    Ich bin nur gespannt ob ähnliches auch im 70cm-Band kommt.

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    Eine mögliche Alternative wäre der Kanal 13, der sogar insgesamt sechs statt nur vier Blöcke enthalten kann. Doch hier grenzt der militärische Flugfunk an, weswegen dieser Kanal bislang nicht zur Verfügung stand - und in der jetzigen Lage vermutlich auch nicht zur Verfügung gestellt wird, obwohl diese Frequenzen in Norwegen, Dänemark und anderen Ländern des Ostseeraums bereits genutzt werden.

    Mit permanentem Fingerzeig auf die Ränder des DAB-Bereiches wird man definitiv nicht weiter kommen.

    Zwischen Kanal 7 bis 11 sollte Platz sein der für DAB ausreicht. Der Terristische Rundfunk, neben DAB auch DVB-T, muss eben noch enger zusammen rücken!

    Jürgen

  • Und wie sieht das in den Nachbarländern aus?

    Aus den Niederlanden kann ich auf 5A und 5B Muxe empfangen.

    Ich denke das es demnächst Einzüge Richtung Deutschland geben wird, sodass ich die beiden Muxe schlechter oder gar nicht mehr empfangen kann.

  • Moin!

    Mit Nachbarländern sieht es kompliziert aus. Aber dennoch würde ich mutmaßen das die Zwänge an den Rändern des DAB-Bandes auch in Nachbarländern herrschen. Der ganze zivile Sicherheitsbereich, damals hier in DL eben BOS, wird mächtig und in weiten Teilen Europas ausgebaut. Denn es geht nicht mehr alleine nur um BOS beim zivilen Bereich. KRITIS wäre ein Schlagwort aus Deutschland, welches auch (neue) geschützte Frequenzbereiche eben für kritische Infrastrukturen vorsieht. Also Energieversorger, Netzbetreiber, Abwasser, Verkehr (Bahn/NvB).

    Wie der Hase da gerade läuft, sah man zuletzt vor wenigen Jahren am obersten Ende des 4m Bandes. Der Schnippsel zwischen BOS Kanal 509 87,255-87,49MHz gehörte seit Dekaden dem Reportagefunk. Und Schwupps, heute ist da KRITIS.

    Dieser ganze Druck sorgt im Falle vom 2m Band eben dazu, das bei DAB+ der gesamte Kanal 5 fraglich ist. Also nicht nur 5A und 5B, sondern auch langfristig 5C und 5D auf denen hier die Bundesmuxe laufen.

    Am oberen Ende von DAB ist es der militärische Bereich welcher Kanal 12 in Frage stellt.

    So, bliebe für DAB+ also, um an beiden Rändern zu entlasten, die Kanäle 6A-11D. Immerhin 24 Kanäle von denen bis heute nur ein Bruchteil genutzt wird.

    Und wer nun meint diese 24 Kanäle wären zu wenig für DAB: Bitte mal die technische Seite unserer Bundesmuxe auf 5C & 5D betrachten! Das DAB+ Modulationsverfahren ist von seinen Systemparametern bereits so designt, das es problemlos für Gleichwellennetze geeignet sind. Und spätestens mit Gleichwellentechnik sind 24 Kanäle Luxus! Platzprobleme sehe ich da nicht.

    Und nochmal ganz deutlich: Es ist kein Nationaler Effekt.

    In ganz Europa hat man in den letzten Jahren gelernt, das es nötig ist beispielsweise Pegelstände von Gewässern besser zu erfassen, die Überwachungstechniken gegen Waldbrände zu verbessern, und den Katastrophenschutz komplett neu zu denken, um gegen Umweltkatastrophen besser aufgestellt zu sein. Hinzu kommt Sabotagegefahr an kritischen Netzen der Wasser- und Energieversorgung, Verkehrsnetze, IT-Infrastruktur.

    Hinzu kommt europaweit jetzt ganz heftig eine Erkentniss die seit Jahren von Fachleuten thematisiert wurden. Spätestens seit letzten Freitag dürfte aber auch der letzte Zweifler verstanden haben, das Europa das Thema Militär und militärische Schlagkraft massiv ausbauen müssen. Und das ist spätestens ein Thema was im Bereich Frequenzbedarf dann richtige Probleme aufwirft.

    Ne, da geht es nicht um bissel Truppen- und Panzerfunk. Da geht es um Systeme die massiv breitbandige Datenkommunikation brauchen. Luftaufklärung wie wir sie gerade über der Ukraine sehen, ist ein Spiel mit Big-Data. Die Rohdaten etlicher Radarstationen in Echzeit übertragen und hunderte von Einzelzielen dann einzelnen Gefechtsköpfen zufunken braucht Kanalbreiten die fetter sein können als DVB-T oder DVB-S2.

    Jürgen