Notfunk im Kathastrophenfall Blackout

  • Machen wir doch einfach eine Berechnung.

    Sendeleistung Fug 9 --> 6 W.

    Mittlere Enfernung zwischen "Zentrale bzw. Funktisch" 50 m

    Verwendet wurde und wird im Bereich BOS nach wie vor zur Festinstalation RG 213 U.

    Ergebnis bei 168 MHz:

    Kabeldämpfung 4,64 dB

    Sendeleistung an der Antenne: 2,1 W

    Ein analoges Ergebnis ergibt sich auch beim Empfang.

    Rechnen wir das jetzt mit PMR 446

    Frequenz 466 MHz, Kabel 50 m RG 213 U, Sendeleistung des Funkgerätes 0,5 W

    Kabeldempfung: 7,95 dB

    Sendeleistung an der Antenne: 0,08 W

    Wer in der Schule nur halbwegs aufgepasst hat braucht sowas erst gar nicht versuchen.


    73 Digger

    64Digger295 / 13HN958 / 13RF958

    Mobil: AE6110, DV 27S, DV 27lang, J-Pol Eigenbau

    KF: AE 5890EU, J-Pol Eigenbau

    Hauskanal CB: 35FM

    Mobil CB: 1FM / 9AM

  • Hallo!

    Rechnen wir das jetzt mit PMR 446

    Frequenz 466 MHz, Kabel 50 m RG 213 U, Sendeleistung des Funkgerätes 0,5 W

    Kabeldempfung: 7,95 dB

    Sendeleistung an der Antenne: 0,08 W

    Jawoll, allerdings nochmal eines zur Klarstellung:

    Wenn Bundes-, Landes- oder Kommunalpolitik auf eine Notstandslage zuplant, dann keine gemäß der Allgemeinverfügung für PMR446 halblegale Anlage mit 0,5W über 50m Kabel als Feststation.

    Sondern:

    Kurze offizielle Anfrage bei BnetzA.

    BnetzA stellt folgerichtig fest: Entspricht nicht der Allgemeinverfügung, demgegenüber wird aber kein lebenswichtiger Funkdienst gestört - also Freibrief im Sinne von "Macht doch, ist uns egal in Krisenfall".

    Dann reden wir von:

    Betriebsfunkstation auf z.B. 446,00625MHz mit 6W oder gleich 10W mit 2~3m Koax direkt am Mast hängend, wie es für UHF eben Sinn macht.

    Dürfen die das? In meinen Augen sebstverständlich, erst recht in einer Notlage. PMR446-Nutzer dürften, wenn sie wollen, sich dadurch gestört fühlen, aber das müssen diese hinnehmen.

    Und irgendwo war das schon immer so:

    Als ich vor >30 Jahren im beruflichen Umfeld des Journalismus unterwegs war und gute sowie zahlreiche Kontakte zu Polizisten hatte, wurde mir damals (1988-2000) aus mehreren solcher Kontakte berichtet:

    "Polizei kann, wenn erforderlich CB-Funk schalten, und sogar CB-Geräte peilen!"

    Wie genau? Schulterzucken.

    Bis mich 1996 mal ein Insider aufkläre:

    Damals, grob bis in die Nullerjahre hinein, unterhielten die Dachorganisationen der Polizeien einen Festen Funkdienst auf Kurzwelle. Dazu waren Polizeipräsidien und Kreispolizeibehörden mit feinster Kurzwellentechnik von Rhode&Schwarz ausgestattet.

    Die KW-Breitbandbeams all dieser Stationen waren fix ausgerichtet auf die Landeszentrale - dem Innenministerium des jeweiligen Bundeslandes. Die Beams waren aber niemals fest auf das IM ausgerichtet, sondern mittels Rotor drehbar.

    Nun ratet mal womit die Polizei dann "auf CB schalten" und sogar "peilen" konnte?

    Und selbstverständlich nix mit 4W. Mitnichten...das waren Gerätesätze die 100-250W sendeten.

    Blöder weise ist dieses Funknetz bis 2010 weitgehend zurückgebaut worden.

    In den letzten 30 Friedenjahren haben sich die BOS eben darauf verlassen das Festnetz und Internet niemals ausfällt, haben Internetwachen und Accounts in sozialen Netzwerken eingerichtet.

    Und nun bekommen diese Schnappatmung wo sie begreifen das Festnetz, Mobilfunk und Internet eben nicht selbstverständlich sind.

    Verstehen kann ich die Idee PMR446 sogar ein wenig.

    Was gäbe es denn sonst?

    Buschtrommel:

    Rauchzeichen mit Feuerlöschdecke und brennenden Autoreifen?

    Nur wenn man fachkundig ist überblickt man das PMR446 genauso blöd ist.

    Daneben noch ein weiterer Blickwinkel:

    Ein Notrufnetz basierend auf Betriebsfunkstandard (HFG's 2,5W und Feststationen) was seit jahrzehnten existiert und funktioniert wäre das REGA-Netz der Schweiz.

    Können wir aber nicht. Verwaltungstechnisch haben wir es in den letzten 30 Jahren in Deutschland ja nichtmal zu einem bundesweit funtionierenden 2m Notrufkanal für Taxis geschaft. Ne Hand voll Basisstationen mit einem Flickentepich aus Insellösungen, die zwischenzeitlich aus Frust schonwieder abgebaut wurden.

    Jürgen

  • Danke für den Bericht,

    Es gab auch ein Funknetz im 8 m Band, das wurde zur Kommunikation zwischen den landeshauptstädten und dem Bund verwendet.

    Zu diesen "Funkzentralen

    hier den folgenden Link.

    Langenhain Polizei Funkstelle - Google Suche

    73 Digger

    PS

    hier stand oder steht?? auch eine Peilstelle, die so ziemlich für alles vorgesehen ist / war. ;:heads,

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  • Altes Thema, aber (ich war ne Zeit lang nicht im Forum), interessant.

    Rein hypothetisch (weil auch wegen großflächigem Abbau 2m/4m-BOS-Infrastruktur eher heute sinnlos): Hätte man eine akute Notlage, und (warum auch immer) eine funktionierende BOS-Analogfunke zur Verfügung: Was wäre passiert wenn man in einer absoluten Notlage darüber Hilfe gerufen hätte?

    Oder was ist in dem Fall, wenn man heute ne Afu-Funke für VHF oder UHF hat, und ein entsprechendes Relais steht passend, aber man hat kein Rufzeichen? Das ist ja schon eine gar nicht so theoretische Frage!

    Das war auch mal vor 10 Jahren eine meiner Motivationen, eine Afu-Lizenz zu machen. Was dagegen gesprochen hatte: Im Technikteil war ich (damals) prüfungsreif, aber seitenweise Frequenzbänder für den weltweiten Betrieb auswendig zu lernen, was war mir dann eben zu viel.

    Weiteres Problem: Meines Wissens haben die Afu-Relais kaum einen Notdiesel, wären daher also, sobald die Batterien für die USV bei Stromausfall leer sind, auch nach einigen Stunden tot.

    Trotzdem: Ich würde niemanden sterben lassen ohne es in einer entsprechenden Notlage nicht auch hier zu versuchen. Eventuell klappt das Relais noch, und es hört mich jemand, dessen Telefon noch funktioniert. 🤷‍♂️

    So eine Notlage kann ja auch in „Friedenszeiten“ u.U. auftreten: Man bricht sich irgendwo in der Einsamkeit den Haxen. Handyakku leer oder Mobilfunk gestört, und man liegt in irgendeinem Hang im Siebengebirge mit Blick auf zwei Afu-Relais und hat die passende Funke im Rucksack, mir der man vorher auf dem Berg in die Ferne gelauscht hat - aber eben auch senden könnte…

  • ...na gut. Niemand hier kann dafür eine "Absolution" erteilen, im Notfall auch "illegal" Kanäle zu nutzen.

    Richtig ist aber leider auch, dass behördlicherseits durchaus realistische Notlagen-Szenarien weiter ignoriert werden. Wir haben ja noch nicht mal ein bundesweit einheitlich funktionierendes Warnsystem. Es muss immer erst etwas passieren, bevor zumindest regional gehandelt wird - sieht man wunderbar im Ahrtal bei mir um die Ecke: Da ploppen nach der Katastrophe derzeit in Windeseile gefühlt alle 200 Meter Masten mit elektronischen Hochleistungssirenen aus dem Boden, wie Pilze nach einem Spätsommerregen.

    Wäre ich einer von den bedauernswerten Betroffenen gewesen, die bei der Sturzflut mit Kind und Kegel auf dem Dach ihres Hauses hockten, und nicht wussten wie lange die Bude unter ihnen noch hält (viele Häuser hielten eben nicht!), und ich hätte Equipment für Afu oder 2m/4m BOS (wenn letzteres noch verfügbar gewesen wäre) greifbar gehabt - nun, da muss man niemanden fragen ob es "legal" ist auf die Sendetaste zu drücken...

    Aber dass angeblich selbst die Behörden untereinander nicht mehr kommunizieren konnten ist immer noch unfassbar. Als an der Oberen Ahr das Wasser Ortschaften wie Schuld oder Insul teilweise regelrecht "weggefräßt" hatte, da waren an der unteren Ahr noch viele Stunden Zeit, wo man angemessen hätte reagieren können. Die meisten der 134 Toten alleine im Ahrtal kamen im unteren Abschnitt des Tales ums Leben.

  • Hallo!

    Das Kernthema um welches du herrumeierst (Notruf über nicht erlaubten Sprechfunkkanal) läuft juristisch unter dem Themenkomplex "rechtfertigender Notstand".

    Solch ein rechtfertigender Notstand ist quasi eine absichtliche Ordnungswidrigkeit oder Straftat, welche juristisch nicht belangt wird, wenn:

    1. man sich glaubhaft auf den rechtfertigenden Notstand beruft

    2. dabei keinen scherwiegenden Schaden verursacht hat

    3. die tat geeignet war um eine persönliche Notlage zu beenden

    Da läuft also das schwarzfunken im Notfall drüber, aber auch viele, viele weitere Themen.

    Deine weiteren Themen kurz angesprochen:

    Sirenennetz:

    Ich (Bj. 1974) bin im kalten Krieg aufgewachsen.

    Ich kenne noch die alten Sirenen. Drehstrommotoren die eine Pilzkopfmembran befeuerten.

    Diese Teile waren gut und geeignet, denn wenn diese loströteten hast du diese im Umreis dutzender Km gehört.

    Das was man heute mit Sirenen macht, macht mich fassungslos.

    Elektronische Sirenen bestehen heute aus speziellen Druckkammer-Lautsprechern.

    Aus dem Bühnen- und Veranstaltungsbereich kenne ich diese Teile als schmalbandige Hochtöner (2-6kHz).

    Diese Teile hört man keine 12~15Km mehr, sondern vielleicht noch 2-4Km.

    Statt also 3-10 Sirenen damals bräuchten wir von den elektronischen 30-100 je Stadt.

    Macht das Sinn?

    Dann das Thema Infrastruktur und deren Katastrophensicherheit.

    Ein analoges Relais, beispielsweise 1-2 FuG8c/FuG9c lassen sich mühelos über Bleiakkus als Notstrom versorgen.

    Packst du da 12V/120Ah dran reicht das knapp für ne Woche.

    Digital muss ich zwei Beispiele nennen:

    DMR: Deine SLR5500 über Notstromakku bräuchte für 1 Woche knapp 500Ah

    TETRA: Da machst du mit Bleiakkus gar nix mehr, da dann Dieselgenerator und Tank der für mind. 1 Woche reicht!

    Beim Thema Hochwasserschutz leben die meißten Bundesländer noch in der Steinzeit.

    Letzens erst, eine Kommunalbehörde spielte mit den Gedanken ihr analoges Funknetz (knapp 40 Jahre alte Geräte) zu modernisieren. Dabei kam auch die Frage auf ob Handfunkgeräte dann auch im Umkreis von 10-15Km darüber funken konnten. Ich also den Relaisstandort (kommunales Verwaltungsgebäude) simuliert.

    Sah komisch aus...sehr komisch. Also mal Feldstärkesimulation abgeschaltet und nur topografisches Relif...

    Kurz darauf: Ähm, wisst ihr das euer Verwaltungsgebäude in einem ehemaligen Flusslauf steht? Bitte was?

    Delikat: Es handelte sich um einen kommunalen Gas-&Wasserversorger, also auch "kritische Infrastruktur".

    Und sowas geht quer durch Deutschland. Keine Hochwassergefahrenkarten, also wurde gebaut wo es schön aussieht oder Bauland günstig war. Topologie hat über Jahrzehnte wirklich niemanden interessiert.

    Jürgen