Anfrage: Welcher Antrag zur Nutzung von Tetrafunk ist richtig?

  • Hallo zusammen,

    ich bin neu in diesem Forum und habe gleich ein Anliegen:
    Wir wollen in meiner Firma einen Versuchsaufbau mit Tetrafunkgeräten realisieren. Dazu wollen wir 8 Handfunkgeräte und 4 mobile Funkgeräte in DMO und halbduplex betreiben. Jetzt gilt es die richtige Zuteilung einer Frequenz bei der BNA zu beantragen.
    Bisher haben wir 2 Möglichkeiten gefunden:

    1. Frequenzzuteilung zur gemeinschaftlichen Nutzung zur Vorführung der Funkanlage für Werbe- und Verkaufszwecke.
    Wenn ich es richtig verstanden habe, ist hier der Vorteil, dass wir zeitlich begrenzt auf 10Jahre in ganz Deutschland die zugeteilten Frequenzen zu Vorführzwecken nutzen dürfen. Das würde uns reichen, da die Geräte nie länger als einige Stunden in Betrieb sein werden. Bei diesen Vorführfrequenzen gibt es jedoch nur drei und zwar:
    450,125MHz, 560,125MHz und 469,59MHz.
    Nachteil: Es gibt fast keine Geräte, die diese Frequenzen unterstützen.
    Frage:
    Weiß jemand von euch, ob man solche "Vorführfrequenzen" bei der BNA auch im Frequenzband 380MHz-430MHz beantragen kann? Dieses Frequenzband wird von den meisten Geräte unterstützt.

    2. Zuteilung von Frequenzen zum Betrieb eines schmalbandigen Bündelfunknetzes
    Wenn ich es richtig Verstanden habe, kann man hier für einen bestimmten Ort einen oder mehrere Kanäle beantragen, die man an diesem Ort für 10Jahre nutzen darf. Das würde uns im Büro weiterhelfen. Für Vorführungen außerhalb des Büros könnten wir Kurzzeitzuteilungen beantragen.
    Frage:
    - Kann diese Zuteilung auch mit Geräten im DMO-Mode genutzt werden, also ohne Basisstation?

    Ich hoffe mir kann jemand meine Fragen beantworten, oder mir einenTip geben, wer mir die Fragen beantworten kann.

    Vielen Dank im Voraus.

    Grüße

    Bernd

  • Hallo!

    Zitat

    Original von bfriedrich
    ich bin neu in diesem Forum und habe gleich ein Anliegen:
    Wir wollen in meiner Firma einen Versuchsaufbau mit Tetrafunkgeräten realisieren. Dazu wollen wir 8 Handfunkgeräte und 4 mobile Funkgeräte in DMO und halbduplex betreiben. Jetzt gilt es die richtige Zuteilung einer Frequenz bei der BNA zu beantragen.

    Warum ausgerechnet Tetra?
    Mit DMR wär's einfacher und DEUTLICH preiswerter.

    Zitat

    Original von bfriedrichBisher haben wir 2 Möglichkeiten gefunden:

    1. Frequenzzuteilung zur gemeinschaftlichen Nutzung zur Vorführung der Funkanlage für Werbe- und Verkaufszwecke.
    Wenn ich es richtig verstanden habe, ist hier der Vorteil, dass wir zeitlich begrenzt auf 10Jahre in ganz Deutschland die zugeteilten Frequenzen zu Vorführzwecken nutzen dürfen. Das würde uns reichen, da die Geräte nie länger als einige Stunden in Betrieb sein werden. Bei diesen Vorführfrequenzen gibt es jedoch nur drei und zwar:
    450,125MHz, 560,125MHz und 469,59MHz.
    Nachteil: Es gibt fast keine Geräte, die diese Frequenzen unterstützen.

    Sowas würde die BnetzA niemals zulassen!
    Dort ist nämlich auf 450,125/460,125 nur FM/PM im 12,5kHz Raster, also maximal 2,5kHz Hub zulässig. Auf der 469,59 hingegen ist FM/PM mit 4kHz Hub (normales 20kHz Raster) zulässig.
    Tetra (25kHz-System) ist weder von der Modulationsart noch von der dort zulässigen Kanalbreite zulässig.


    Zitat

    Original von bfriedrichFrage:
    Weiß jemand von euch, ob man solche "Vorführfrequenzen" bei der BNA auch im Frequenzband 380MHz-430MHz beantragen kann? Dieses Frequenzband wird von den meisten Geräte unterstützt.

    Allerhöchstens als Frequenzzuweisung gem. §10 TGK. Dafür gibt es keinen normalen Antrag, vielmehr muss man aufwändig schriftlich und ganz detailiert auf vielen, vielen Seiten erklären was man genau vor hat.
    Ob Ihr solch eine Frequenzzuweisung bekommen würdet, welche Auflagen diese enthalten würde, und ob Ihr diese überhaupt bezahlen wollt/könnt steht dann auf einem anderen Blatt.

    Zitat

    Original von bfriedrich2. Zuteilung von Frequenzen zum Betrieb eines schmalbandigen Bündelfunknetzes
    Wenn ich es richtig Verstanden habe, kann man hier für einen bestimmten Ort einen oder mehrere Kanäle beantragen, die man an diesem Ort für 10Jahre nutzen darf. Das würde uns im Büro weiterhelfen. Für Vorführungen außerhalb des Büros könnten wir Kurzzeitzuteilungen beantragen.
    Frage:
    - Kann diese Zuteilung auch mit Geräten im DMO-Mode genutzt werden, also ohne Basisstation?

    Wäre eine Möglichkeit. Ist aber nicht billig solch eine Bündelfunk-Zulassung.
    Und wenn Ihr irgendwo ausserhalb eurer zugelassenen Netzwerkzelle rumfunken wollt, wird's nochmal teuer und bürokratisch.

    Tetra ist eben ein reiner netzwerkstandard für den es hier in Deutschland noch kaum irgendwelche Vorgaben und Regelwerke gibt.
    Wir sind heute gerade mal seit ein paar Jahren dabei das es endlich Frequenzen für DMR und pDMR gibt.
    Aber Tetra?
    Da gibt es 380-400MHz: Alles mit BOS dicht, da wird man kein Kanal bekommen.
    400-410MHz: Wird von anderen Funkdiensten genutzt die da bestimmt auch keinen kanal von abrücken wollen.
    410-430MHz: Sowohl analoger als auch Tetra-Bündelfunk.
    Ob da noch Kanalkapazitäten sind, bzw. in wie fern da schon vorsorglich Lizenzen gehortet wurden ist fraglich.
    So ziemlich alle drei Energieriesen sind da seit Jahren dabei eigene Tetra-Netze aus dem Boden zu stampfen, teilweise mit dem Ziel zivile Nutzer die Mitnutzung zu gestatten - freilich gegen satte Gebühren.

    Wenn eure Firma nicht gerade eine AG im Rang eines DAX-Unternehmens ist, dürfte euer Projekt mit Tetra wohl eher utopisch sein schätze ich.
    Mag sein das diese Thematik in 10-15 Jahren anders aussieht.

    Sehr euch mal die Möglichkeiten bezüglich DMR an.
    Da ist ähnlich viel möglich wie in Tetra, aber generell beliebig klein skalierbar.
    Die Geräte laufen alle auf normalen nöbL-Frequenzen, und eine Frequenzzuweisung (sogar als Wanderfrequenzen deutschlandweit mit einer Zuweisung nutzbar) ist ebenso preiswert und einfach wie eine gewöhnliche Betriebsfunkzuweisung.

    Grüße aus Dortmund

    Jürgen Hüser

  • Hallo Jürgen,

    vielen vielen Dank für die schnelle und ausgiebige Antwort. Mir ist dazu noch einiges eingefallen:


    Zitat:
    Original von bfriedrich
    ich bin neu in diesem Forum und habe gleich ein Anliegen:
    Wir wollen in meiner Firma einen Versuchsaufbau mit Tetrafunkgeräten realisieren. Dazu wollen wir 8 Handfunkgeräte und 4 mobile Funkgeräte in DMO und halbduplex betreiben. Jetzt gilt es die richtige Zuteilung einer Frequenz bei der BNA zu beantragen.

    Warum ausgerechnet Tetra?
    Mit DMR wär's einfacher und DEUTLICH preiswerter.

    -> DMR haben wir auch schon mal andiskutiert. Allerdings benutzen unsere potentziellen Kunden Tetrafunk als Betriebsfunk, allerdings in TMO Mode. Hier mal ein Link http://www.funkfrequenzen01.de/index017.htm
    unter "Digital - Betriebsfunk TETRA in Deutschland" sind diese aufgelistet.


    Zitat:
    Original von bfriedrichBisher haben wir 2 Möglichkeiten gefunden:

    1. Frequenzzuteilung zur gemeinschaftlichen Nutzung zur Vorführung der Funkanlage für Werbe- und Verkaufszwecke.
    Wenn ich es richtig verstanden habe, ist hier der Vorteil, dass wir zeitlich begrenzt auf 10Jahre in ganz Deutschland die zugeteilten Frequenzen zu Vorführzwecken nutzen dürfen. Das würde uns reichen, da die Geräte nie länger als einige Stunden in Betrieb sein werden. Bei diesen Vorführfrequenzen gibt es jedoch nur drei und zwar:
    450,125MHz, 560,125MHz und 469,59MHz.
    Nachteil: Es gibt fast keine Geräte, die diese Frequenzen unterstützen.

    Sowas würde die BnetzA niemals zulassen!
    Dort ist nämlich auf 450,125/460,125 nur FM/PM im 12,5kHz Raster, also maximal 2,5kHz Hub zulässig. Auf der 469,59 hingegen ist FM/PM mit 4kHz Hub (normales 20kHz Raster) zulässig.
    Tetra (25kHz-System) ist weder von der Modulationsart noch von der dort zulässigen Kanalbreite zulässig.

    -> Diese Antwort wirft bei mir weitere Fragen auf:
    "FM/PM" =Frequenzmodulation/Phasenmodulation richtig?
    "12,5kHz bzw. 20kHz Raster" meinst du damit die Kanalbandbreite?
    Was bedeutet 2,5kHz bzw. 4kHz Hub?
    Deine Antwort hat mich nochmal veranlasst, die bereits erfolgte Frequenzzuteilung genauer durchzulesen. Dort fand ich die im Anhang befindliche Zuordnung "Frequenz_Kanalbandbreite.pdf". Wenn ich allerdings ins Datenblatt des Tetrafunkgerätes MTM800E von Motorola (siehe Anhang - Seite 18 aus TETRA_MTH800_MTP850_Terminals_Brochure_DE.pdf von Motorola) sehe, kann man dies auch im Frequenzband 410-470MHz betreiben. Also bin ich davon ausgegangen, dass die Frequenzen 450,125MHz/460,125MHz für Up-/Downlink im Tetrafunk genutzt werden können. Wo ist da mein Denkfehler?


    Zitat:
    Original von bfriedrichFrage:
    Weiß jemand von euch, ob man solche "Vorführfrequenzen" bei der BNA auch im Frequenzband 380MHz-430MHz beantragen kann? Dieses Frequenzband wird von den meisten Geräte unterstützt.


    Allerhöchstens als Frequenzzuweisung gem. §10 TGK. Dafür gibt es keinen normalen Antrag, vielmehr muss man aufwändig schriftlich und ganz detailiert auf vielen, vielen Seiten erklären was man genau vor hat.
    Ob Ihr solch eine Frequenzzuweisung bekommen würdet, welche Auflagen diese enthalten würde, und ob Ihr diese überhaupt bezahlen wollt/könnt steht dann auf einem anderen Blatt.

    Zitat:
    Original von bfriedrich2. Zuteilung von Frequenzen zum Betrieb eines schmalbandigen Bündelfunknetzes
    Wenn ich es richtig Verstanden habe, kann man hier für einen bestimmten Ort einen oder mehrere Kanäle beantragen, die man an diesem Ort für 10Jahre nutzen darf. Das würde uns im Büro weiterhelfen. Für Vorführungen außerhalb des Büros könnten wir Kurzzeitzuteilungen beantragen.
    Frage:
    - Kann diese Zuteilung auch mit Geräten im DMO-Mode genutzt werden, also ohne Basisstation?


    Wäre eine Möglichkeit. Ist aber nicht billig solch eine Bündelfunk-Zulassung.
    Und wenn Ihr irgendwo ausserhalb eurer zugelassenen Netzwerkzelle rumfunken wollt, wird's nochmal teuer und bürokratisch.

    Tetra ist eben ein reiner netzwerkstandard für den es hier in Deutschland noch kaum irgendwelche Vorgaben und Regelwerke gibt.
    Wir sind heute gerade mal seit ein paar Jahren dabei das es endlich Frequenzen für DMR und pDMR gibt.
    Aber Tetra?
    Da gibt es 380-400MHz: Alles mit BOS dicht, da wird man kein Kanal bekommen.
    400-410MHz: Wird von anderen Funkdiensten genutzt die da bestimmt auch keinen kanal von abrücken wollen.
    410-430MHz: Sowohl analoger als auch Tetra-Bündelfunk.
    Ob da noch Kanalkapazitäten sind, bzw. in wie fern da schon vorsorglich Lizenzen gehortet wurden ist fraglich.
    So ziemlich alle drei Energieriesen sind da seit Jahren dabei eigene Tetra-Netze aus dem Boden zu stampfen, teilweise mit dem Ziel zivile Nutzer die Mitnutzung zu gestatten - freilich gegen satte Gebühren.

    Wenn eure Firma nicht gerade eine AG im Rang eines DAX-Unternehmens ist, dürfte euer Projekt mit Tetra wohl eher utopisch sein schätze ich.
    Mag sein das diese Thematik in 10-15 Jahren anders aussieht.

    Sehr euch mal die Möglichkeiten bezüglich DMR an.
    Da ist ähnlich viel möglich wie in Tetra, aber generell beliebig klein skalierbar.
    Die Geräte laufen alle auf normalen nöbL-Frequenzen, und eine Frequenzzuweisung (sogar als Wanderfrequenzen deutschlandweit mit einer Zuweisung nutzbar) ist ebenso preiswert und einfach wie eine gewöhnliche Betriebsfunkzuweisung.

    Grüße aus Dortmund

    Jürgen Hüser

    Entschuldige bitte meine vielleicht naiv klingenden Fragen, aber im www findet man soviel widersprüchliche Aussagen und kaum Möglichkeiten zur Diskussion. Das geht halt meistens nur über Foren.

    Vielen Dank für Deine Bemühungen.

    Grüße aus München

    Bernd

  • Hallo Bernd!

    Zitat

    Original von bfriedrich-> DMR haben wir auch schon mal andiskutiert. Allerdings benutzen unsere potentziellen Kunden Tetrafunk als Betriebsfunk, allerdings in TMO Mode. Hier mal ein Link http://www.funkfrequenzen01.de/index017.htm
    unter "Digital - Betriebsfunk TETRA in Deutschland" sind diese aufgelistet.

    Welche Kundengruppe ist das denn so etwa?
    Das sind vorwiegend eben alle großen Namen von Energieversorgern und ner handvoll Stadtwerke.

    -> Diese Antwort wirft bei mir weitere Fragen auf:
    "FM/PM" =Frequenzmodulation/Phasenmodulation richtig?
    "12,5kHz bzw. 20kHz Raster" meinst du damit die Kanalbandbreite?
    Was bedeutet 2,5kHz bzw. 4kHz Hub?
    Deine Antwort hat mich nochmal veranlasst, die bereits erfolgte Frequenzzuteilung genauer durchzulesen. Dort fand ich die im Anhang befindliche Zuordnung "Frequenz_Kanalbandbreite.pdf". Wenn ich allerdings ins Datenblatt des Tetrafunkgerätes MTM800E von Motorola (siehe Anhang - Seite 18 aus TETRA_MTH800_MTP850_Terminals_Brochure_DE.pdf von Motorola) sehe, kann man dies auch im Frequenzband 410-470MHz betreiben. Also bin ich davon ausgegangen, dass die Frequenzen 450,125MHz/460,125MHz für Up-/Downlink im Tetrafunk genutzt werden können. Wo ist da mein Denkfehler?[/quote]

    Dein Denkfehler besteht im zusammenschmeißen von Analog/DMR/Tetra.
    Da diese Verfahren aber untereinander völlig inkompatibel sind, kann man die nicht einfach nebeneinander auf den selben Frequenzen genehmigen.

    Oder gehörst du zu den Teddibären die dachten, alle analogen Funkanwendungen werden sofort abgeschaltet und wechgeschmissen, nur weil die Industrie DMR und Tetra erfunden hat?

    Nö, für zivile Tetra-Anwendungen ist der bereich von aktuell 415-420 und 425-430MHz vorgesehen.
    Daneben gab es noch die ehemaligen C-Netz Bereiche im 70cm Band welche vor Jahren bereits für Funkanwendungen vorgesehen wurden die m.E. niemals kommen werden.
    Stichwort Breitband-Bündelfunk.
    Ähm...das stammte aus einer Zeit wo UMTS noch in der Entwicklung steckte, und wo an LTE noch niemand dachte.
    Deshalb ist da reichlich der DMR-Zuweisung zum Opfer gefallen.

    Zitat

    Original von bfriedrichEntschuldige bitte meine vielleicht naiv klingenden Fragen, aber im www findet man soviel widersprüchliche Aussagen und kaum Möglichkeiten zur Diskussion. Das geht halt meistens nur über Foren.

    Nunja, das Thema Tetra ist halt eines welches nicht weit verbreitet ist.
    Abgesehen von den BOS sind alle zivile Nutzer von der gleichen Machart:
    Da geht es überall um Funknetze mit vielen hundert bis an die tausend Endgeräte je Nutzer.
    Die Stadtwerke einer größeren Metropole kommt da leicht auf Stückzahlen welche für Tetra sprechen.

    Hat man aber nur 5-10 Geräte lohnt sich Tetra absolut nicht.
    Als Kunde der so kleine Flotten betreiben will, kann dieses problemlos ohne eigene Zuweisung tun.
    Nämlich über die netzwerke der bereits bestehenden EVU-Netze.

    Hier im Ruhrgebiet z.B. bei denen hier:
    http://www.senet.de/senet_home.html

    Grüße aus Dortmund

    Jürgen Hüser