EADS will den Behördenfunk mit der Bundeswehr koordinieren

    • Offizieller Beitrag

    EADS will den Behördenfunk mit der Bundeswehr koordinieren


    Arne Schönbohm ist ein Optimist. So gibt sich der Leiter Strategie und Kommunikation der Ulmer Telekommunikations-Sparte des europäischen Rüstungs- und Raumfahrtkonzerns EADS zumindest, wenn er sagt: "Ich bin sicher, dass wir bei der Vergabe für den Aufbau eines digitalen Funknetzes für die BOS (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) den Zuschlag bekommen." In Oberhof in Thüringen hat sein Unternehmen die Funkausrüstung von Polizei, Rettung und THW für das Training bei Großveranstaltungen wie der anstehenden Biathlon-Meisterschaft zur Verfügung gestellt und hofft nun auf einen Besuch von Bundesinnenminister Otto Schily


    Die Visionen von Schönbohm reichen jedoch weit über Zusammenarbeit der zivilen Sicherheits- und Rettungskräfte hinaus: "Nach dem 11. September geht es darum, der Bedrohung durch Terroristen mit einem Systemverbund von BOS und Bundeswehr wirksam entgegenzuwirken", erklärt Schönbohm. Vergleichbar dem umstrittenen Department of Homeland Security in den USA kann Schönborn sich auch eine "Institution in der Bundesregierung vorstellen, die im Krisenfall alle Aktivitäten der BOS und des Militärs koordiniert".


    Unterstützung erhält Schönbohm auch von einigen Politikern. So reiste der Unions-Abgeordnete Jürgen Herrmann aus Höxter eigens nach Oberhof, um seine Solidarität zu bekunden. Eine zentrale Leitstelle hätte seiner Meinung nach den Vorteil, dass auch bei Naturkatastrophen wie der Flutkatastrophe in Ostdeutschland schneller geholfen werden können.


    Das von EADS angebotene Tetrapol-System wurde ursprünglich vom MATRA-Konzern entwickelt und ist unter anderem in Frankreich im Einsatz. Die Technik, die nach dem FDMA-Verfahren (Frequency Divison Multiplexing) arbeitet, wird zum Beispiel auf dem Frankfurter Flughafen eingesetzt. Andere wiederum, wie der US-Anbieter Motorola, setzen auf die konkurrierende TETRA-Technik.


    Bis zur Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2006 wollen die Innenminisiter der Länder die seit mehreren Jahrzehnten genutzten unterschiedlichen analogen Funknetze der Blaulichtfahrer durch eine einheitliche digitale Infrastruktur ersetzen. Dabei ist noch nicht einmal mit dem Netzaufbau begonnen worden und auch keine Einigung über die Kostenverteilung erzielt worden. Deshalb gehen Branchenkenner wie Peter Damerau von Motorola davon aus, dass bis zur Fußball-WM bestenfalls Großstädte mit digitalem Funk versogt sein werden.


    (Dorothea Wendeln-Münchow)/ (tol/c't)
    von News http://www.heise.de