Aussendung Pocsag-Signal

  • Hallo liebe Community,


    leider bin ich mit meinem Latein am ende und hoffe hier durch Euch eine Lösung zu kommen. Ich habe mittels eines ESP8266 einen Pocsag-Encoder gebastelt. Dieser greift Informationen aus meiner Datenbank ab, wandelt dessen Information in das Pocsag-Protokoll um und gibt dieses über einen Pin aus.


    Habe dies mittels AUX-Buchse am PC angeschlossen und mit Sorfmon überprüft. Funktioniert einwandfrei. Adresse und Text wird einwandfrei übertragen - alles i.O. Nun wollte ich dieses Signal mittels einem Funkgerät übertragen. Versucht habe ich es mit einem UV5-R PLUS von Boafeng, leider ohne Erfolg. Ich habe einen SDR angeschlossen und die Zacken in Sorfmon sehen auch sehr komisch aus. Nicht wie ein Digitalsignal. Ich habe jetzt vieles Probiert, aber weiß nicht mehr weiter. Vielleicht hat jemand eine Idee oder sogar ein Vorschlag für ein Funkgerät welches relativ günstig ist.

    Bevor Fragen kommen, ich möchte dies Privat nutzen um mir bestimmte Nachrichten auf einen Pager schicken zu lassen. Alles natürlich auf dem 70cm Amatuerfunkband.


    Danke im Voraus :)

  • Hallo!


    Pocsag ist DFSK!

    Vergiss da normale Funkgeräte, das geht nicht!


    DFSK-Sender brauchen eine auf das Pocsag Signal angepasste Schaltung.


    Idealer weise, so wie komerzielle Funkrufsender es machen:


    1.: Ein mehrstufiges DFSK-Filter welches die Flanken des Rechtecksignals rund formt.

    Die steilen Flanken des Rechtecksignals haben eine gigantische Bandbreite. Aufgabe des Filters ist es primär das Rechtecksignal zu zu schleifen das es überhaupt auf einen Funkkanal mit 20 oder 12kHz Breite passt.


    2.: Ein Modulator auf einer festen ZF, beispielsweise ein 10MHz Referenz-Oszillator dem man mit dem gefilterten DFSK-Signal moduliert. Das modulierte 10MHz-Signal wird dann gefiltert - heute würde ich sowas bei 10,7 oder 21,4MHz machen, weil die filterung dann einfach ein Quarzfilter übernehmen könnte.


    3.: VCO mit Upconverter welches dir die modulierte ZF auf die gewünschte Sendefrequenz mischt. Dort dann filtern um die Spiegelfrequenz des Sendemischers zu unterdrücken, dann zur Sendeendstufe.


    Alternativ, was sowohl im Amateurfunk als auch im BOS-Funk bei DAU's gemacht wurde:

    Es ist bei einzelnen komerziellen Funkgeräten möglich diese für DFSK hin zu biegen.

    Hundertfach bekannt und erprobt waren dafür die Motorola GM340/360/380.


    Herrangehensweise dort:

    DFSK-Signal filtern wie oben, es geht nicht ohne Filter!

    DFSK vom Pegel anpassen: Nicht 5V oder 3,3V TTL, sondern eher 0,1-0,4V über Spindeltrimmer Abgleichbar!!!!

    Dieses einspeisen als Flat-TX-Audio und Sender Tasten, vornehmlich bei kleinst möglicher Sendeleistung.

    Dann Referenzfrequenz massiv nach unten verschieben: Träger der GM3x0 muss 1/2xKanalbreite niedriger senden!

    Bei Einem 20kHz-Kanal muss das Funkgerät also um -10kHz versstimmt werden.

    Zum Schluß Oszilloskop am Diskriminatorausgang eines Empfängers.

    Dann in der GM3x0 die Zweipunktmodulation feinfühlig so abgleichen das am Oszilloskop möglichst exakt das selbe Signal dargestellt wird, wie das was vom Filter in den Modulator geht.


    Ehrlich gesagt aber: Das mit der GM3x0 geht zwar, für Amateurfunkzwecke aber würde ich eher den Selbstbau nach erster Variante vorschlagen.

    Schließlich ist Selbstbau im Amateurfunk erlaubt, und wäre angemessener bezüglich Nachbausicherheit und Erkentnissgewinn.


    Dabei ist Modulation eines Modulators auf 10,7MHz oder 21,4MHz in DFSK kein Problem, das selektieren mittels Quarzfilter, das mischen auf Sendefrequenz usw. alles kein Hexenwerk.

    Einziges Problem bis heute:

    Das DFSK-Filter zum feinschliff der Rechteckflanken. Irgendwo im Internet findet man nix brauchbares.

    Es gibt bislang nur eine bekannte Schaltung, und diese kommt aus dem Amateurfunk.


    Dieser war in der Baumappe des AS637 "µPSDrpc" enthalten:

    AS637 Plattform für einen Funkrufcontroller | A A T i S e. V.


    Und genau diese Baumappe ist über Google nicht mehr zu finden.


    Jürgen

  • Hallo, nochmal als Ergänzung:

    Dieser war in der Baumappe des AS637 "µPSDrpc" enthalten:

    AS637 Plattform für einen Funkrufcontroller | A A T i S e. V.


    Und genau diese Baumappe ist über Google nicht mehr zu finden.

    Inzwischen habe ich all meine Festplatten inklusive Sicherungen durch.

    Zu dem AS637 finde ich nur noch Fragmente, aber der Schaltplan ist auch in meinen Datenbeständen nicht mehr vorhanden.


    Das DFSK-Filter aber grob beschrieben:

    Es war eine Kette von 3-4 Operationsverstärkern welche als aktive Tiefpässe beschaltet waren.

    Die Logik dahinter:

    Man braucht zur Übertragung von DFSK eine NF-Bandbreite von mindestens 2x Baudrate.

    Für 1200Bd Pocsag also 2400Hz.

    Das aktive Filter muss also das harte TTL-Signal so beschneiden das von DC-2400Hz ein flacher Durschgang ist, oberhalb von 2400Hz aber steil alles raus gefiltert wird.


    Mit diesem "weichen" DFSK-Signal kannst du dann z.B. ein 21,4MHz Quarzoszillator und Varicap modulieren.

    Hast du das optimal hin bekommen (mit SDR und Sorfmon solltest du das 21,4MHz Signal bewerten können).

    Dahinter ein 4pol Quarzfilter 21K7.5B und du hast eine perfekt gesäuberte DFSK.


    Diese kannst du dann mit einem Up-Mixer und einem VCO auf deine 439,9875MHz mischen. Kleine Endstufe für 1-5W und du hast das, was du mit deinem UV5-R vor hattest.

    Allerdings in funktionierend.


    Wobei, mal ehrlich:

    Wenn du schon mit Prozessoren wie dem ESP8266 rumprogrammierst...warum schlägst du dich dann noch mit dem veralteten Pocsag rum?


    Es gibt schon lange Transceiver-Chips die viel mehr und besser können als alle Pager und Pocsag bislang.

    Da gäbe es den SX1231h welcher GFSK mit bis zu 300kBd kann.

    Reichen dir die 1-3Km nicht, die man mit den 100mW direkt aus dem Chip hin bekäme, geht es weiter mit sowas wie

    die SX127x und LoRa.


    Ein Pager-Netz mit eigenen Pagern und diesen Funktechnologien wäre doch heute problemlos realisierbar.

    Entsprechende Pager-Gehäuse wären was für 3D-Drucker.


    Alle bisherigen Nachteile von Paging mit Pocsag wären so erschlagbar:

    Nicht nur einweg-Kommunikation, sondern echte Zweiweg-Kommunikation.

    Also Quittierung einer fehlerfrei empfangenden Nachricht bis hin zu Testsendungen vom Pager aus.

    Ebenso das leidige Batterieproblem...könnte man bei Selbstbau Erschlagen mit einem Batteriefach für 18650'er LiIon.


    Jürgen