Hallo!
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Original von 13DBF44
Das habe ich mitbekommen, aber nicht verstanden. Das liegt daran, wegen den nur 200 KHz Abstand!? Dass dann selbst teure BOS-Geräte überfordert werden, wegen der hohen Sendeleistung? Und warum wurden keine Probleme bekannt, als noch analog auf Kanal 5 Fernsehgefunkt wurde? Welche Betriebsfunker? Das liest sich, als wären große Teile des Betriebsfunks betroffen?
Das ist ein Thema, welches kaum erschöpfend angekratzt werden kann im Rahmen eines Teilzitierten Forumsbeitrages...da könnt man Bücher drüber schreiben..:-)
Bei den Problemen mit den BOS-Geräten handelt es sich um ein zweigleisiges Problem.
Das Hauptproblem liegt definitiv schonmal darin das da ein Störsignal über die Antenne kommt, welches unter den Platzverhältnissen eines transportablen oder auch mittels PKW mobilen Funkgerätes schlichtweg nicht rausgefiltert bzw. brauchbar gedämpft werden kann.
Dazu wären mehrere Fullsize-Topfkreise nötig, die einen durchschnittlichen Kombi-Kofferraum füllen würden.
Dieses Hauptproblem besteht neben den BOS auch bei allen anderen 2m Betriebsfunk und sogar Rundfunkgeräten. Simple Übersteuerung.
Das zweite Nebenproblem speziell bei BOS hat was mit dem geringen Frequenzabstand zu tun:
Ein hochwertiger, großsignalfester Empfänger braucht einen möglichst linear arbeitenden Oszillator. Sowas kann man bauen, professionelle Kurzwellengeräte jenseits der 10.000€ haben sowas konsequent drinn.
Solche hochgezüchteten - "optimierten" - Oszillatoren sind grundsätzlich schmalbandig und brauchen relativ viel Strom.
Bei VHF-Funkgeräten will man aber gerne einen Oszillator haben, welcher möglichst breitbandig arbeitet, sehr flink ist, und speziell bei Handfunkgeräten auch möglichst wenig Strom verbraucht.
Solche Oszillatoren sind dann eben in einigen anderen Parametern eben schlechter als besonders hochgezüchtete Oszillatoren.
Auf den oberen BOS-Kanälen ist es in erster Linie das Seitenbandrauschen der in den Geräten verwendeten Oszillatoren welche das Zweitproblem verursachen.
Das führte bei allen 2m BOS-Geräten zu einem frequenzabhängigen Störverhalten des Empfängers. Je höher die Kanalzahl, umso geringer war der Abstand zu DAB+, destso stärker war der Störeffekt.
Dann das Thema DAB+ / Analoge TV-Nutzung:
Bei der analogen TV-Ausstrahlung handelte es sich um ein komplexes Mischsignal, welches jediglich vier wirklich prägnante Peaks aufwies.
Der Bildträger, der Farbträger, sowie die zwei Tonträger für Links+Rechts bzw. Mono + 2-Kanal-Ton.
Der Rest zwischen den Peaks, immerhin eine Gesamtbandbreite von 7MHz, enthielt keine statischen/permanenten Träger mehr, sondern nur noch dynamische (Bild-) Modulation mit deutlich schwächerer Energie.
Wenn also in Einzelfällen ein analoges TV-Signal irgendeinen Funkdienst gestört hatte, war es in aller Regel eine Intermodulation mit einer der vier Trägersignale des TV-Senders. Es reichte vollkommen wenn man den gestörten Funkdienst dann einfach um ein paar Kanäle verschob, um die Intermodulation zu verhindern.
Bei DAB hingegen hat man es, wie übrigens bei allen digitalen Rundfunkformaten (DVB-T/C/S) mit breitbandigen Digitalpaketen zu tun, die ihre erlaubte Kanalbreite sowie die erlaubte Sendeleistung permanent voll ausfüllen und ausnutzen. Es sind keine 1 oder 4 diskrete Peaks mehr, sondern eher ein extremes Rauschen definierter Bandbreite, aus analoger Sicht eher erklärbar als "unendlich viele Träger".
So, und nun zum Thema Betriebsfunk:
Ob und vor allem wie stark ein Betriebsfunknetz betroffen ist, hängt in erster Linie von zwei Faktoren ab:
1.: Wie stark ist das Störsignal tatsächlich am Empfänger?
2.: Wie gut steckt das Funkgerät dieses Signal wech?
Die wirklich schlimmen Effekte haben 2m Betriebsfunker also dort, wo auch die Störfeldstärke immens ist, also am Senderstandort bis 1-2Km Radius.
Punkt 2 ist eben abhängig von der Hardware:
Um z.B. die aktuelle Motorola professional-Familie (GM340/360/380) zu beeinträchtigen, muss man schon verflucht dicht ran an soeine DAB-Schleuder. Die Handfunkgeräte GP340/360/380 sind da schon bissel anfälliger.
Aber um mal ein paar Gerätetypen zu nennen die mir aufgefallen sind mit solchen Problemen - bei den meißten war es mit vorher schon klar:
Motorola CM340/360 - selbst noch 8Km und mehr um einen DAB-Sender vollkommen überfordert. Ebenso bei Handfunkgeräten die CP040 VHF.
Sowie alles was es so an AFU-Geräten und Scannern gibt.
Selbst beine Yaesu FT-8900R hört bereits zwischen 146-150MHz kaum noch was, zwei AFU-Relais die bislang absolut rauschfrei empfangen wurden sind seit DAB+ deftig angeschlagen.
Will ich hier in meiner Funkwerkstatt noch irgendwas auf dem 2m Band in "brauchbar" empfangen, geht das momentan nur mit einer ordentlichen GM3x0. (Bin knapp 1,xKm Luftlinie vom DAB+ Sender entfernt.)
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Original von 13DBF44
Ohje, das kannste vergessen. Die Rundfunk-Frequenzen sind ja zwar allgemein bekannt. Die BOS-Richtfunkfrequenzen könnte man relativ einfach rauskriegen. Auch die Mobilfunkfrequenzen. Aber was ist mit dem Richtfunk für TETRA, Mobilfunk oder der Bundeswehr? Und dann gibts noch so viel mehr Richtantennen, bei denen ich ja noch nicht einmal weis, wofür die genutzt werden...
Für einen einfachen Scanneruser nicht witschaftlich machbar, gebe dir da recht. Im Professionellen Bereich greift man für sowas zu Spektrumanalyzer:
http://www.willtek.com/german/products/gp/9100
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Original von 13DBF44
Da kann ich mir ja gleich 'nen neuen Breakerhügel suchen...
Als "Breakerhügel" kommt generell kein Fernsehturm o.ä. bestückter und verseuchter Senderstandort in Frage.
Denn unter einem "Breakerhügel" verstehe ich einen Ort, wo Hobbyleute mit ihren Hobbygeräten hinfahren/laufen können um aufgrund des guten Standortes eben maximale Reichweite erzielen können.
Genau das geht aber nicht an Senderstandorten die bereits mit zig leistungsfähigen Sendern bestückt sind und kräftig Feldstärke produzieren.
Um da als "Breaker" seine Geräte entsprechend aufrüsten zu können um in solch einem Umfeld erfolgreich "mitspielen" zu können, braucht es massive finanzielle Mittel und eine gehörige Portion Freaktum.
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Original von 13DBF44
Ich arbeite mich gerade durch die von Dir mitgegebenen Funkgeräte-Bezeichnungen. Im Moment bin ich immer noch beim erstgenannten Funkgerät (Motorola GM900). Das Teil würde mir sofort gefallen. Die 16 Kanäle wären noch nicht einmal ein Problem. In eBay bekommt man die Funkgeräte selbst sogar recht billig. Aber ich glaub, alles was man zum Programmieren braucht, wird teurer sein als das Funkgerät selbst.
Hehehe...also eine originale RIB-Box von Motorola liegt so um die 300 Euro, das Kabel zur GM900 kommt dann noch oben drauf.
Man kann sich speziell für den Hobbybereich diese Sachen auch selber basteln....:
http://www.agh-technik.bravehost.com/unirib.gif
http://www.agh-technik.bravehost.com/gm900.gif
Aaaber: Nur mit anständiger Platine, sauberer, stabiler Verarbeitung.
Denn irgendwo in der RIB ein Wackelkontakt oder ähnlichen Fehler, und die Warscheinlichkeit ist hoch das ein gerade zu programmierendes Funkgerät einen kompletten Dachschaden bekommt.
Die nötige Programmiersoftware zu solchen Geräten ist kaum noch legal zu erwerben - und wenn dann zu horrenden Preisen.
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Original von 13DBF44
Errinnert mich an die EPSON-Drucker. Da kostet der Drucker selbst 30 Euro. Während ein 4er Pack Tintenpatronen 45 Euro kostet...
Der Vergleich hinkt:
Man darf nicht vergessen das es sich eben nicht um illegale Schwarzfunkergeräte handelt, sondern um professionelle Geräten die eine saubere Trennlinie zwischen User (Endanwender) und Administrator (Funkwerkstatt) ziehen.
Der Endanwender (User) darf am Gerät nur soviel einstellen, wie die Genehmigungsurkunde erlaubt. Ein Programmierset womit man das entsprechend der Genemigungsauflagen einstellen kann, braucht nur die Funkwerkstatt.
Werden solche Geräte im Professionellen Bereich ausgemustert und gelangen z.B. über eBay bei Hobbyleuten, ist diese Trennung der Geräte nicht einfach löschbar. Diese Trennung zwischen User und Admin ist fest im Design solcher Geräte verankert.
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Original von 13DBF44
Die genannten Vertex-Standard Geräte werden wohl noch produziert, oder? Sonst würden sie doch nicht so auf der Hersteller-Seite präsentiert? Die Geräte werden dann wohl vermutlich sehr teuer sein, oder? Bei eBay hab ich nichts gefunden.
Die Teile sind nicht nur aktuell, sondern quasi noch taufrisch!
Die Marke Vertex-Standard ist schon seit Jahren einer der "Big Player" im Betriebsfunkbereich. Ganze Behördenfunknetze in Asien, Australien, USA wurden von denen ausgestattet.
Das man nun seit etwa zwei Jahren auch diese Geräte hier in Europa kaufen kann liegt daran das Motorola selber diese Geräte in Europa vermarktet.
Und zum Thema "Neu=Teuer"...:
Es handelt sich um sehr moderne und an heutige Anforderungen entsprechend durchdachte Betriebsfunkgeräte, die zu einem nie geahnten Kosten/Nutzen-Faktor erhältlich sind.
Der normale Betriebsfunk ist z.B. bereits mit der kleinsten Geräteklasse vollkommen abgedeckt:
Ein VX-231 Handfunkgerät bietet für ca. 160€ ähnlich viel, teilweise sogar noch deutlich mehr als ein deutlich größeres, schwereres GP340 welches neu kaum für weniger als ~450€ zu haben ist.
Bei Mobilgeräten ist es die VX-2100 für ~230€ die deutlich mehr durchdachte Funktionalität bietet als die vergleichbare GM340 die eher so ab 400€ anfängt.
Und es ist nicht nur die Preisgestaltung neben der durchdachten Funktionalität weswegen Vertex-Standard seit Einführung schlagartig zu einem Verkaufsschlager in Europa wurde.
Nö, auch die Administratorseite ist völlig anders aufgebaut.
Wer als Hobbymensch zum ersten mal vor einer programmiersoftware von Motorola, Bosch, Icom usw. sitzt ist völlig natürlich erstmal überfordert.
Bei Vertex-Standard hingegen hat man bereits nach dem Programmstart sofort die wichtigsten Einstellungen in einer übersichtlichen Tabelle vor sich.
Das erste mal wo man wirklich sagen kann, das eine Funkgeräte-Programmiersoftware tatsächlich "intuitiv" bedienbar gelungen ist.
Das nötige Programmierzubehör ist auch bei Vertex-Standard nötig, allerdings kostet das alles zusammen (RIB+Kabel+Software) weit unter 100EUR!
Von daher sind einige größere Modelle von Vertex-Standard durchaus bereits unter Funkamateuren relativ beliebt.
Die Performance liegt deutlich über denen der üblichen AFU-Geräte, zusätzlich ist dann generell noch 5-Ton mit drinn. Und bei der ganz neuen VX4xxx-Serie hat man sogar bis zu 50W Sendeleistung und das Digitalprotokoll MDC1200 als vollstänndige Selektivrufausführung mit drinn.
Grüße aus Dortmund
Jürgen Hüser