Notfunk im Kathastrophenfall Blackout

  • Halölo lieber Jürgen,


    danke für Deinen wieder mal sehr interessanten Beitrag.

    Hier muss ich allerdings etwas widersprechen. Die früheren (teils auch heute noch aktiven) Motorsirenen, die so landläufig auf dem "Rathausdach" standen, also die Einheitstype "E57", hatten im bebauten Gebiet allenfalls eine wirksame Reichweite von 500 Metern. Diese Motorsirenen hatten neben der begrenzten Reichweite auch den Nachteil, dass man die Dinger mit 400V-Drehstrom betreiben musste, bei einer Nennleistung von 5kW.


    Mit Berücksichtigung der Anlaufströme brauchte man also einen 32A-Drehstromanschluss. Sehr umständlich und teuer, solche Geräte mit Notstrom zu betreiben, weshalb die Dinger eigentlich durchweg nicht Netzausfallsicher waren/sind.


    Oder meinst Du die alten Hochleistungssirenen, die mit großen Kompressoranlagen und über Dieselaggregat netzunabhängig betrieben wurden? Der Rotor für die Schallerzeugung hat sich hier die Luft nicht selber abgesaugt: die wurde mit einigen "Atü" hinein geblasen. Diese Teile waren wirklich laut und meist auch Netzausfallsicher, aber eher selten.


    Moderne elektronische Sirenen sind gegenüber der E57 allerdings keineswegs wirklich leise. Sie sind auf den genormten Warnton von 420 Hz optimiert, und man kann an einem Mast quasi beliebig viele Treiber (Lautsprecher) montieren. In Großstädten wie Köln stehen da Teile mit bis zu 24 Treibern auf verschiedenen Masten und Gebäuden, und die machen ordentlich "Musik".


    Und meine "Haussirene" wurde vor zehn Jahren von E57 auf eine Sonnenburg mit 4 Treibern umgerüstet (die alte E57 steht bei mir im Keller...). Ist nun natürlich nicht mehr der "alte schöne Sound", eher Gequäke. Aber sie tut ihren Dienst, und das laut und deutlich.



    Und diese Dinger sind standartmässig Netzausfallsicher, was nicht von Nachteil ist. Freilich hätte man dem Mast hier allerdings ein paar Treiber mehr für die "Rundumausleuchtung" spendieren können. Dafür zielen die vier Hörner auf das Wohngebiet, wo ich wohne - sogar seit 1968.


    Grüsse:

    Thomas

  • Hallo Thomas,


    Der Drehstromanschluß der alten Sirenen war freilich ein Problem.

    Aber genau da hätte man umrüsten können. Statt 400V/32A kann man die erforderliche Druckluft auch mit modernen DC-Motoren machen die mit deutlich weniger Power (würde mal sagen 48V/30A dürfte realistisch sein) genauso viel lärm machen könnten.

    Und das die alten Sirenen auch "nur 500m" konnten kann ich nicht nachvollziehen.

    Wuchs damals relativ mittig zwischen zwei solcher Sirenen welche jeweils 2-3Km entfernt waren.

    Wenn die los gingen war das nicht zu überhören, selbst wenn man im Keller gerade mit Flex oder Schlagbohrer werkelte.


    Heute bei mehreren vergangenden Warntagen am offenen Fenster stehend: "Hörst du was? Ne!"

    Zugegeben, beim letzten Warntag hörte man ein leises tuten...aber man musste sich dafür schon enorm anstrengen.

    Kein Vergleich zu damals.


    Und was heute so sonst abgeht, beispielsweise Cell Broadcast ist für mich auch eher ein Witz.

    Das ist nicht das originale Cell Broadcast wie es anfang 1990'er im GSM-Standard einfloss, sondern irgendwas neumodisches.

    Ältere oder anspruchslosere Handys bleiben Still. Alarm geben nur moderne Smartphones mit aktuellem Betriebssystem sowie korrektem Setup durch den User.


    Ehrlich gesagt...wenn es um Bevölkerungswarnungen geht, warum docktort Deutschland und Europa da an immer neuen Einzellösungen, statt einfach mal zu gucken wie es in anderen Staaten schon seit Jahrzehnten läuft?


    Gab da mal eine Doku mit ein paar zusammengestellten Videos wie das aussehen könnte, wenn man wollte.

    War eine IT-Panne die vor einigen Jahren mal in einem US-Bundesstaat zu einem Fehlalarm der Art "Atomarer Angriff steht bevor!" auslöste.

    Kurz umschrieben:

    Sirenen: Ja sicher, massenhaft.

    Radiogeräte - Programmunterbrechnung, schriller Alarmton, automatisierte Durchsage quer über alle Programme.

    TV-Geräte wie Radios + Texttafel. Oben drauf Cell Broadcast + Flashmeldungen über soziale Netzwerke, Textmeldungen auf Straßendysplays für Verkehrsleitsysteme.

    Unsere Politik doktert an Sirenen und Cell broadcast rum, ohne das große ganze zu sehen:

    In einem regional abgegrenzten Gebiet die Bevölkerung auf eine Notsituation unterrichten. Auch wenn der einzelne Bürger gerade kein Handy dabei hat und keine Sirene in der Nähe ist dennoch effektiv wirksam.

    Behält man das im Blick begreift man: Alle Netze, alle Möglichkeiten die Verfügbar sind.

    Und ja, auch das gehört dazu: Mitdenken wie man ein solches System vor Hackerangriffen schützt.

    Wenn ein Fehlalarm so einfach ist wie damals mittels 5-Ton Schleife auf 4m, bringt das nix.


    Grüße


    Jürgen

  • Und das die alten Sirenen auch "nur 500m" konnten kann ich nicht nachvollziehen.


    ...das ist auch eher der "worst case" bei dichter Bebauung.


    Hinzu kommt auch noch, dass die Fenster heute tendenziell wesentlich schalldichter sind als etwa noch in den 80er Jahren. Da schafft eine E57 ggf. noch nicht mal den halben Kilometer. Da hat dann aber JEDES Warnmittel seine Probleme.

  • Die alten Sirenen hatten eine Hörweite von 500 m ↔ gegen den Wind.


    Heutzutage herrscht ja immer Windstille (HI)


    73 Digger

    64Digger295 / 13HN958 / 13RF958


    Mobil: AE6110, DV 27S, DV 27lang, J-Pol Eigenbau

    KF: AE 5890EU, J-Pol Eigenbau

    Hauskanal CB: 35FM

    Mobil CB: 1FM / 9AM

  • Wuchs damals relativ mittig zwischen zwei solcher Sirenen welche jeweils 2-3Km entfernt waren.

    Wenn die los gingen war das nicht zu überhören, selbst wenn man im Keller gerade mit Flex oder Schlagbohrer werkelte.

    Die Entfernung entspricht, von meinem Wohnort aus gesehen, etwa der Entfernung Siegburg - Lohmar (ich wohne in Lohmar am Ortsausgang Richtung Siegburg). Bis vor etwa 2 Jahren war Siegburg noch fast komplett mit den klassischen E57 ausgerüstet.


    Je nach Windrichtung waren sie gut zu hören - dann auch zumindest nachts, wenn sonst alles ruhig war, auch durch die geschlossenen Fenster meiner Dachwohnung. Im Keller, dann noch mit Schlagbohrer am Ohr? Unter den Bedingungen ist wahrscheinlich nicht mal eine klassische Hochleistungssirene auf dem selben Dach zu hören. Und mein Betriebsarzt hat gerade noch vor wenigen Wochen meine Ohren untersucht: Alles ok. Unter den Bedingungen nimmt man allenfalls noch den Vibrationsalarm von Cell-Broadcasting wahr. So war er übrigens auch beim letzten Warntag. Ich war gerade in Nachbereitung meiner Reha in Psycho-Gruppentherapie - mit strengem Handyverbot. Als dann der "Lärm" auf den Handys der Teilnehmer losging, da schaute die Therapieleiterin erstmal böse durch die Runde: bis ihr eigenes Handy auch los ging! Das System überbrückt sogar den Flugmodus! So ganz der falsche Weg scheint mir das also nicht zu sein.


    Aber wie immer: Man sollte bei sowas redundant die besten Möglichkeit nutzen!

  • Hallo!


    Sicherlich sind die heutigen elektronischen Sirenen besser als gar keine Sirene.

    Allerdings frage ich mich ob es nicht effizientere Möglichkeiten gäbe kilometerweit deutlich Lärm zu machen.


    Die neumodische Form von Cell Broadcast ist als _zusätzlicher_ Alarmweg gar nicht mal schlecht.

    Allerdings gehört dann auch dazu eine gesetliche Regelung für Netzbetreiber für gewisse Notstromkapazitäten zu sorgen.

    Es kann nicht sein das bei einem Katastrophenfall der Art Blackout niemand mehr den Alarm mitbekommt, wel schlicht die umliegenden BTS kein Strom mehr haben.

    Anfang 1990, als die ersten D-Netze hoch gezogen wurden gab es solche Regulierungen. Im laufe der letzten 30 Jahre wurde das allerdings weg rationalisiert.


    Jürgen